Hypnose: Was steckt dahinter?
Viele Menschen denken bei Hypnose an die Bühnenhypnose: Dort übernimmt ein autoritärer Hypnotiseur scheinbar die Kontrolle über den Verstand einiger Leute aus dem Publikum. Dann sorgt er dafür, dass sie ihren Namen vergessen und sich wie Hühner verhalten.
Ist das Hypnose? Nicht ganz.
Es gibt die therapeutische Hypnose, die Show- bzw. Bühnenhypnose und esoterische Hypnose. Alle drei haben gemeinsam, dass sie den mentalen Zustand der “Trance” nutzen. Dazu gleich mehr. Doch die drei Arten unterscheidet, zu welchem Zweck sie eingesetzt werden, welchen Einfluss das Umfeld hat, und wie gut sie erforscht sind.
Therapeutische Hypnose
Diese wird zum Zweck der Heilung bzw. Verbesserung der Lebenssituation eingesetzt. Der Klient wird in den Trancezustand eingeleitet. In diesem hat er einen viel besseren Zugang zu seinen Emotionen und unbewussten Verhaltensmustern. Er kann sich besser entspannen und Veränderung wird leichter.
Hypnose besteht also aus dem Eintreten in den Zustand der Trance, in dem man einfacher alternative Wahrnehmungen zulassen kann. Damit kann man entweder Spaß haben oder im therapeutischen Umfeld neue Wege in eine bessere Zukunft erkennen und umsetzen. Schließlich endet die Trance mit dem Ausleiten. Das ist der Prozess, in dem man wieder aus der Trance in den Wachzustand geleitet wird.
Und ganz wichtig: Man bestimmt selbst, was passiert. Man wird niemals willenslos, verliert niemals seine Erinnerung oder macht etwas, das man sonst nicht tun würde.
Die therapeutische Hypnose ist wissenschaftlich anerkannt und gut erforscht. Es gibt über 350 Studien zur Wirksamkeit. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Forschungen darüber, wie sich das Gehirn in der Hypnose verhält. Einige Formen der Hypnose werden sogar von der Krankenkasse übernommen.
Show- bzw. Bühnenhypnose
In der Show- bzw. Bühnenhypnose ist der Zweck, das Publikum zu unterhalten. Dafür begeben sich die Teilnehmer, welche auf die Bühne gehen, freiwillig in einen Zustand der Trance. In diesem tun sie so, als wären sie willenslos. Sie begeben sich in ein psychologisches Rollenspiel.
In diesem können sie nur das tun, was der Hypnotiseur ihnen befiehlt. Der Gruppendruck verstärkt dieses Rollenspiel- denn wer will schon einen Menschen vor einem Publikum blamieren, in dem er nicht mitspielt? Aber keine Sorge: Auch dieses Rollenspiel hat seine Grenzen, niemand würde sich so sehr vergessen, dass ethische Grenzen überschritten werden.
Fazit: Genauso wenig, wie ein Magier auf der Bühne reale Magie verwendet, verwendet ein Hypnotiseur auf der Bühne reale Hypnose. Auch wenn es ähnliche Phänomene beinhaltet, ist es vielmehr ein auf Gruppendruck basierendes Rollenspiel.
Esoterische Hypnose
In diesem Bereich gibt es Hypnotiseure, welche dabei helfen, dass Leute in vergangene Leben zurückreisen können (Regression). Hierzu gibt es leider keine Studien. Es muss jeder selbst entscheiden, was dran ist.
Wie wirkt Hypnose? Wie fühlt sie sich an?
In der Hypnose hilft der Hypnotiseur dem Patienten, mit Hilfe seiner Vorstellungskraft in eine alternative Wirklichkeit einzutauchen (Quelle). Das fühlt sich an, als wäre man in einem intensiven Tagtraum. Und solch ein intensiver Tagtraum nennt sich “Trance”. Vorstellungen, Erinnerungen und Gefühle können besser wahrgenommen werden.
In einer Trance kann man dann die Erkenntnisse und Erfahrungen machen, die bei der Bewältigung aktueller Probleme und Herausforderungen helfen. Zum Beispiel:
Jemand mit Prüfungsangst kann sich in seiner Vorstellung der Prüfung stellen. Kommt die Angst auf, kann der Hypnotiseur therapeutische Veränderungen anstoßen. So könnte sich der Patient, sobald er mit der Prüfung in Kontakt kommt, nicht auf die Angst, sondern auf ein angenehmes Gefühl konzentrieren. Tut er dies ein paar Mal in Trance, fällt es ihm auch in der Realität viel leichter. So wird die Prüfungsangst gelindert oder verschwindet sogar vollständig.
Ähnliche Ergebnisse können auch bei anderen Ängsten, Phobien oder Verhaltensänderungen wie z.B. der Rauchentwöhnung oder dem Abnehmen erreicht werden.
Und je intensiver die Trance ist, desto besser hilft sie. Jeder Mensch kann unterschiedlich tief in Trance gehen, das nennt sich „Hypnotisierbarkeit“ oder “Suggestibilität”. Doch dazu später mehr.
Wie bei einem Tagtraum, bekommt man auch in Trance die Außenwelt weiterhin mit. Man kann alles hören und fühlen. Doch all das wird weniger wichtig, da man ja in die eigene Vorstellung vertieft ist. Die eigene Aufmerksamkeit richtet sich also nach innen. Auf die eigenen Vorstellungen und Empfindungen, die für jeden Menschen anders sind.
Die meisten Menschen sind überrascht, da sie in Trance zwar ziemlich entspannt, aber nicht so schläfrig oder abwesend sind, wie erwartet. Selbst in der tiefsten Trance bleibt man anwesend, ansprechbar und entspannt.
Fazit: Hypnose leitet den Patienten also in den Zustand der Trance ein. In diesem Zustand ist der Patient sehr entspannt und richtet seine Aufmerksamkeit weniger auf die Außenwelt und mehr auf eine Vorstellung bzw. alternative Wirklichkeit.
Was passiert während einer Hypnose im Gehirn?
Schon lange haben Ärzte gerätselt, was es mit dem Phänomen der Hypnose auf sich hat. Bereits der bekannte Arzt Paracelsus begann im 16. Jahrhundert, das Phänomen der Trance zu untersuchen (Quelle).
Der amerikanische Forscher Ernest Rossi entdeckte, dass die meisten Menschen täglich für ca. eine Stunde in einen Trance-Zustand eintreten. Ganz natürlich. Daraufhin folgten weitere Studien, die herausgefunden haben, dass die meisten Menschen hypnotisierbar sind.
Mit diesen Menschen hat man dann weitere Experimente gemacht, um herauszufinden, was mit dem Gehirn in der Trance passiert. Mit modernen bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, was im Zustand der Trance im Gehirn funktioniert.
Zunächst reguliert das Gehirn den Stoffwechsel. Der Puls wird langsamer, der Blutdruck sinkt, die Atmung wird ruhiger.
Dann werden die Hirnareale für kritisches Denken, Entscheidungen und Vernunft “heruntergefahren”. Das ermöglicht das Eintauchen in innere Vorstellungen, ohne dass der Verstand dazwischen funkt.
Besonders aktiv hingegen werden in der Trance die Gehirnregionen für Fühlen, Sehen und Bewegen. Und das, obwohl sich der Patient mit geschlossenen Augen bewegungslos auf einer Liege befindet. Für das Gehirn scheint es also, als wären die Vorstellungen real.
Weiterhin wird die Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Obwohl die Schmerzsignale völlig gleich im Körper ankommen, reagiert das Gehirn anders darauf. Die Patienten geben an, den Schmerz weniger zu spüren.
In welchen Fällen kann Hypnose helfen?
Hypnose wurde seit 2006 vom wissenschaftlichen Beirat der Psychotherapie in der Bundesrepublik Deutschland wissenschaftlich anerkannt. Das ist das höchste Gremium in Deutschland, wenn es um die Anerkennung neuer Heilverfahren im Bereich der Psychologie geht (Quelle).
Die Universität Tübingen hat Wirksamkeitsnachweise für Hypnose zu folgenden Störungen vorgelegt:
- Ängste & Phobien
- Schlafstörungen
- Akuter und chronischer Schmerz
- Abhängigkeit von Tabak / Nikotin bzw. allgemeiner Substanzmissbrauch
- Übergewicht
- Belastungsstörungen
- Sexualstörungen
- Fibromyalgie
- Migräne
- Geburtsvorbereitung
- Bei Kindern zur Schmerzbewältigung
- Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Erkrankungen (ICD 10 – F54)
Das Gute an Hypnose ist: Es gibt kaum Nebenwirkungen. Man kann einfach ausprobieren, ob sie wirkt. Es ist gut, wenn sie funktioniert, doch nicht schlimm, wenn nicht.
Ist jeder Mensch hypnotisierbar?
Es gibt viele Studien, die herausgefunden haben, dass die meisten Menschen hypnotisierbar sind.
Grundsätzlich gilt: Die meisten Menschen können in eine Trance gehen. Sie haben schon mal einen Tagtraum erlebt, sind in Gedanken abgeschweift oder waren “nicht ganz bei der Sache”. All das ist Trance. Und Hypnose macht nichts anderes, als jemanden gezielt in diesen Zustand zu lenken.
Die Frage ist jedoch, wie tief man sich in die Trance hineinbegeben kann und wie sehr man es zulassen kann, von einem anderen Menschen in eine Trance geführt zu werden. Hierin unterscheiden sich die meisten Menschen.
Doch das Gute ist: Man kann bereits vor dem ersten Besuch beim Hypnotiseur herausfinden, wie hypnotisierbar man ist.
Außerdem kann man es lernen, tiefer in die Trance zu gehen und sich auf einen Hypnotiseur einzulassen. Hypnotisierbarkeit ist eine Fähigkeit, die erlernt werden kann. Nichts, was man hat oder nicht.
Was sind die Risiken von Hypnose?
Grundsätzlich birgt Hypnose keine Risiken
Wer gesund ist und einen erfahrenen Hypnotiseur aussucht, muss sich um seine Sicherheit während der Hypnose keine Sorgen machen. Die häufigsten Risiken sind:
Niedriger Blutdruck
Man taucht während der Hypnose in eine Zustand tiefer Entspannung ein. Das ist ähnlich wie bei anderen Entspannungsverfahren, wie z.B. autogenem Training, Meditation oder Progressiver Muskelentspannung. Die Begleiterscheinungen von Entspannung sind immer eine gesenkte Herzfrequenz und ein insgesamt verlangsamter Kreislauf. Etwa wie im Tiefschlaf. Hat man einen niedrigen Blutdruck, sollte man den Hypnotiseur darauf hinweisen, damit er darauf eingehen kann.
Nebenwirkungen
Auch diese treten nicht nur bei der Hypnose, sondern bei allen Entspannungsverfahren auf. Typische Nebenwirkungen sind: Verstimmung, Benommenheit, Schwindelgefühle, Verwirrung, auffällige Träume, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Diese Symptome treten in ca. 2–5 % der Fälle auf, oft am nächsten Tag.
Was keine Risiken, sondern Mythen sind:
Kann es sein, dass man nach der Hypnose nicht mehr aufwacht?
Nein, das kann nicht passieren. Sobald die Worte des Hypnotiseurs enden, wachen Sie automatisch auf. Was ab und zu passiert, ist, dass man einschläft. Denn die Trance ist ein sehr entspannter Zustand. Dann erwacht man, wenn man ausgeschlafen hat.
Wird man willenlos und verliert die Kontrolle?
Nein, ganz im Gegenteil. Man gewinnt eher an Kontrolle, denn man hat in Trance Zugriff auf Ressourcen des Unterbewusstseins, die sonst verschlossen sind.
Kann man gegen seinen Willen zu etwas gezwungen werden?
Niemand würde in der Hypnose Dinge zulassen, die er ansonsten nicht zulassen würde. Man kann nicht gezwungen werden.
Kontraindikationen: Wer Hypnose mit Vorsicht nutzen sollte
Liegt bei Ihnen eine der folgenden Erkrankungen vor, sollten Sie Ihren Hypnotiseur unbedingt vorher darauf hinweisen. Hypnose ist in den meisten Fällen möglich, aber nur von einem Experten, der mit den Begleiterscheinungen ihrer Erkrankung umzugehen weiß. Fragen Sie ebenfalls Ihren behandelnden Arzt, ob eine Hypnotherapie für Sie möglich ist.
Menschen mit Traumata
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Sie ein traumatisches Ereignis wie eine Katastrophe, Missbrauch o.Ä. hatten. Sie sollten keine Hypnose machen, bei der Sie mental in die Vergangenheit reisen. Es besteht die Gefahr einer Retraumatisierung. Nichtsdestotrotz gibt es Hypnotherapeuten, die auf diese Arbeit spezialisiert sind.
Bei Anfallskrankheiten, insbesondere Psychosen
Wem z.B. eine Epilepsie oder eine Psychose diagnostiziert wurde, sollte seinen Hypnotiseur unbedingt darauf hinweisen. Hypnotherapie kann trotzdem funktionieren, doch einige Hypnotiseure lehnen eine Zusammenarbeit zur Sicherheit ab. Liegt eine solche Erkrankung vor, brauchen Sie auch einen Hypnotiseur, der damit umzugehen weiß.
Bei Schizophrenie oder Depression
Da man sich in Hypnose in einem Zustand geringerer psychischer Abwehr befindet, können in seltenen Fällen verdeckte Depressionen, Psychosen oder Manien ausgelöst werden.
Wie läuft eine Hypnosesitzung ab?
Zunächst startet der Hypnotiseur mit einer Anamnese. Dort fragt er ab, ob und welche Vorerkrankungen vorliegen. Man klärt die Erwartungen und der Hypnotiseur beantwortet alle offenen Fragen.
Viele Hypnotiseure machen im Anschluss auch direkt einen Test zur Hypnotisierbarkeit. Damit erfährt der Patient direkt, wie gut die Hypnose bei ihm funktioniert. Und, wie sie sich anfühlt.
Danach beginnt typischerweise die erste richtige Sitzung. Dort setzt oder legt sich der Patient bequem hin. Der Hypnotiseur beginnt nun, mit ihm zu sprechen und die Trance einzuleiten. Das nennt sich “Induktion”.
Sobald man in die Trance eintaucht, wird diese oft vertieft, bis der Patient die gewünschte Trance-Tiefe erreicht hat. Danach folgt die Behandlung bzw. Anwendung. Das kann entweder durch Suggestionen des Hypnotiseurs erfolgen, oder auf eine aktive Weise, wie in der Psychotherapie. Dann ist es wie ein Gespräch zwischen Hypnotiseur und Patient.
Zuletzt folgt die Ausleitung. In dieser wird der Patient wieder sicher aufgeweckt. Oft folgt noch eine kurze Nachbesprechung.
Mit ein wenig Abstand folgen dann weitere Sitzungen. Die meisten Therapien dauern jedoch nicht länger als 3-5 Sitzungen. Oft können sogar schon nach den ersten beiden Sitzungen nachhaltige Erfolge erzielt werden.
Was kostet Hypnotherapie?
Da es keine feste Gebührenordnung gibt, kann jeder Hypnotiseur seine Gebühren selbst festlegen. Deswegen können wir an dieser Stelle keine konkreten Angaben machen. Unserer Erfahrung nach kostet eine Stunde beim Hypnotiseur jedoch 80-220€, je nach Lage und Erfahrung. Der beste Hypnotiseur in Berlin ist deutlich teurer als ein Anfänger aus einer Kleinstadt.
Oft wird auch in Paketpreisen abgerechnet. Dann kostet eine Raucherentwöhnung typischerweise zwischen 450-800€, eine Hypnose zum Abnehmen um die 600-900€.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Private Krankenkassen manchmal. Das ist vorher mit der Krankenkasse abzuklären.
Eine günstige Alternative bieten allerdings Hypnose-Apps (wie z.B. hypnu, für Hypnose zum Einschlafen oder bei Ängsten) oder Selbsthypnose (z.B. zur Raucherentwöhnung).