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Angstzustände: Ist meine Angst noch normal?

1. Mar 2023

Geschrieben von

Johannes Jäschke

Angstzustände loswerden: Das kann man tun

Angst ist eine natürliche Reaktion auf potenziell bedrohliche Situationen oder Ereignisse. Es ist normal, sich vor Dingen wie einem Vorstellungsgespräch oder einem wichtigen Test nervös zu fühlen. Aber wenn diese Angstgefühle übermäßig werden und das tägliche Leben beeinträchtigen, kann es sich um Angstzustände oder sogar eine Angststörung handeln. 

Es ist wichtig zu wissen, wie man zwischen normalen Ängsten und Angstzuständen unterscheidet, um angemessene Hilfe und Unterstützung zu erhalten. In diesem Blogbeitrag werden wir einige der häufigsten Anzeichen und Symptome von Angstzuständen besprechen und Möglichkeiten aufzeigen, wie man diese Zustände erkennen und behandeln kann.

Wo endet normale Angst, wann fängt krankhafte Angst an?

Als menschliches Wesen erleben wir von Zeit zu Zeit das Gefühl der Angst. Es ist ein natürliches Gefühl, das uns warnt, wenn wir uns in einer gefährlichen oder bedrohlichen Situation befinden. Es ist also absolut normal:

  • sich vor einer wichtigen Prüfung aufgeregt zu fühlen, 
  • sich im Flugzeug oder Fahrstuhl unwohl zu fühlen
  • sich vor Spinnen zu ekeln
  • vor einer großen Menschenmenge zu sprechen
  • vorsichtig an eine Klippe oder einen Abgrund heranzutreten

Angst ist immer dann normal und in Ordnung, wenn sie uns mehr hilft, als einschränkt. So hilft Ihnen die Angst in den obenen genannten Beispielen:

  • Bei der Prüfung brauchen Sie absolute Wachsamkeit und Konzentration. Angst führt dazu, dass Hormone ausgeschüttet werden, mit denen Sie wachsam und konzentriert sind. Ein wenig Angst vor der Prüfung hilft also mehr, als dass sie einschränkt. Hier erfahren Sie mehr über Prüfungsangst >>
  • Für den Körper ist ein Flugzeug oder ein Fahrstuhl nur ein komisch geformter Raum, der wackelt und laute Geräusche macht. Wenn sich ein Raum so verhält, wird der Körper hellhörig und aktiviert seine Angstsysteme. Das ist auf einem Flug oder im Fahrstuhl vielleicht nicht ganz passend, ein wenig nervig, aber nicht schlimm. Doch nun stellen Sie sich vor, Ihr Wohnzimmer würde wackeln und komische Geräusche machen. Dann wäre wahrscheinlich ein Erdbeben. Auch hier würde der Körper seine Angstsysteme aktivieren. Zurecht! Hier wäre die Angst sehr passend und würde Sie am Leben erhalten. Ein wenig Angst innerhalb von wackelnden Räumen hilft also (Vorsicht ist besser als Nachsicht). Hier erfahren Sie mehr über Flugangst >>
  • Spinnen können giftig sein. Vielleicht nicht in Europa, aber grundsätzlich (z.B. in Australien) schon. Auch hier ist ein wenig Angst hilfreich, um sie nicht einfach anzufassen. Der Körper hilft also mehr, als er schadet. 
  • Menschen brauchen sozialen Kontakt. Vor einer Menschenmenge vielen Menschen vor den Kopf zu stoßen, könnte dazu führen, dass man ausgeschlossen wird. Deswegen hilft ein wenig Angst davor, sich adäquat vorzubereiten und ein gutes Bild abzugeben. Auch hier hilft die Angst mehr, als dass sie schadet.
  • Fällt man von einer Klippe herunter, stirbt man. Es ist also völlig normal und sogar hilfreich, an einem Abgrund ein wenig Angst zu haben und vorsichtig zu sein. Auch hier hilft die Angst mehr, als sie schadet.

Allerdings kann sich das Gefühl der Angst auch ausbreiten und zu krankhafter Angst entwickeln. Von krankhafter Angst oder auch Angstzuständen spricht man, wenn die Angst uns davon abhält, ein normales Leben zu führen. 

Angstzustände können dazu führen, dass der Betroffene alltägliche Aktivitäten meidet und sich sozial zurückzieht, was wiederum zu Depressionen und anderen psychischen Problemen führen kann.

Frau mit Angstzustände sitzt verzweifelt auf Kissen

Angstzustände: Wann zum Arzt?

Es ist ganz einfach herauszufinden, ob man wegen einer Angststörung zum Arzt gehen sollte. Die meisten Menschen gehen bei Angstzuständen jedoch zu spät zum Arzt. Eine Studie fand heraus, dass es durchschnittlich 7 Jahre dauert, bevor sich Betroffene professionelle Hilfe suchen (Quelle).

Typischerweise wissen die Betroffenen einfach nicht, dass ihr “Problem” eine anerkannte Krankheit ist. Sie wissen zwar, dass es stört und vielleicht nicht ganz normal ist, doch suchen die Ursachen meistens woanders. 

Häufig in körperlichen Ursachen, wie Krankheiten, Herzinfarkte oder unentdeckte Tumoren (dies ist insbesondere bei Betroffenen mit Panikattacken der Fall). Oder sie denken “ich bin eben so” (insbesondere bei sozialen Ängsten denken die Betroffenen, sie seien einfach schüchtern). Andere wiederum denken, ihre Angst sei zwar übermäßig stark, aber ja auch begründet (insbesondere bei generalisierten Angststörungen).

So findet man heraus, wann sich ein Gang zum Arzt lohnt:

Psychiater und Ärzte empfehlen, dass man sich folgende Fragen stellt. Kann man eine oder mehrere mit “ja” beantworten, sollte man einen Arzt oder Psychologen aufsuchen (Quelle): 

  • Denke ich 80% des Tages über meine Ängste nach?
  • Wird durch die Ängste meine Lebensqualität erheblich eingeschränkt? (z.B., tue ich Dinge nicht mehr, die mir früher Freude bereitet haben?)
  • Wird durch meine Ängste meine Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt? (z.B., gehe ich dadurch weniger raus oder meide bestimmte Orte?)
  • Werde ich durch meine Ängste immer depressiver?
  • Hatte ich wegen meiner Ängste schon einmal Selbstmordgedanken?
  • Bekämpfe ich meine Ängste mit Alkohol, Beruhigungstabletten oder Drogen?
  • Ist wegen meiner Ängste meine Partnerschaft ernsthaft in Gefahr?
  • Habe ich wegen meiner Ängste Probleme im Beruf? Bin ich deswegen arbeitslos?

Was genau sind Angstzustände?

Es handelt sich um Angstzustände, wenn ein starkes Gefühl der Angst bei eigentlich ungefährlichen Situationen auftritt. In einem solchen Fall steht das Ausmaß der Angst in keinem Verhältnis zur auslösenden Situation. Oft weiß man sogar, dass die Angst unangemessen oder sogar unbegründet ist. Doch die Angst existiert trotzdem und hat enormen Einfluss auf den Betroffenen. 

Ärzte sprechen von einer Angststören, wenn die Angst (Quelle):

  • in untypischen Momenten auftritt
  • zu häufig aufkommt
  • so lange anhält, dass das Verhalten des Betroffenen beeinflusst wird

Tritt die Angst immer wieder auf, versuchen die meisten Betroffenen, Situationen zu vermeiden, welche die Angst auslösen. Damit beginnen sie, sich selbst einzuschränken. In einigen Fällen funktioniert das auch nicht, da die Angst ohne einen bestimmten Auslöser auftritt.

Wie kann man merken, dass man Angstzustände hat?

Warnzeichen, die für Angstzustände sprechen:

  • Sie denken häufig über die Angst nach
  • Sie lassen ihr Verhalten von der Angst beeinflussen
  • Sie meiden bestimmte Aktivitäten oder Orte wegen der Angst
  • Ihre Lebensqualität sinkt wegen der Angst
  • Sie sind oft traurig oder sogar depressiv wegen der Angst
  • Sie nehmen Beruhigungstabletten, Alkohol oder andere Drogen, um das Gefühl der Angst zu mindern
  • Ihre Beziehung und Freundschaften leiden unter ihrer Angst
  • Es fällt Ihnen schwer, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren, wegen Ihrer Angst
  • Sie haben Konzentrations- oder Schlafprobleme wegen Ihrer Angst

Angstzustände Symptome:

  • Herzrasen,
  • Schreckhaftigkeit
  • Schweißausbrüche,
  • Schwindel,
  • auffällig schneller Atem,
  • Nervosität,
  • Zittern,
  • Übelkeit,
  • Muskelverspannungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Magenprobleme.

Typische Verhaltensweisen:

  • Sich öfter krankmelden
  • Sich zurückziehen, weil man versucht, die Angst vor Freunden und Familie zu verbergen. 
  • Bestimmte Orte oder Aktivitäten meiden, die man eigentlich mag
  • Man entwickelt eine “Angst vor der Angst” und erwartet ständig, dass die Angst zurückkehrt
  • Man macht sich ständig Sorgen über “Was könnte passieren…”

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